In Erinnerung an Hans «Woly» Wohlrab
Unser Woly bleibt als treuer Narrenkollege und Freund weiterhin in unseren Herzen und Gedanken.
1976 hat Rolf «UHU» Uhler Woly an einer Baumeistertagung angesprochen, er sei doch ein lustiger Kerl und würde sicher zu den Emmishofer Narren passen. Sprücheklopfen und Reime in allen möglichen Variationen zum Besten zu geben, konnte Woly ja schon vor der Narrenzeit. Hier entwickelte er diese Fähigkeiten zur Perfektion, keine Serviette blieb bei Anlässen unbeschrieben, unmöglich geglaubte Reimformen wurden zurechtgebogen, bis es passte. Ein ewig sprudelnder Topf voll «Wohlrabschen» Hammerreimen. Bis 2017 stand er auf der Narrenbühne im Saubachsaal und unterstützte uns auch weiterhin bis zum Ende seiner Erdenzeit.

Woly war immer präsent, verpasste keinen Arbeitseinsatz, keinen Vorbereitungstermin, keinen Bühnenauftritt, war immer mit helfender Hand und ganzem Herzen mitten im Narrenleben. Ausser am Samstagmorgen um 09:00 Uhr exakter Ortszeit, da musste Woly für seine Firma Seger AG die Post und für seine Frau Nescever den «Hürryet», die türkische Tageszeitung holen.
Wie viele Texte und Nummern Woly während 40 Bühnenjahren geschrieben und mitgeprägt hat, ist nicht in Zahlen zu fassen. Seine Art die Dinge klar beim Namen zu nennen und dann mit einem nichtsalonfähigen Kraftwort die Wirkung noch zu unterstreichen, war sein textliches Markenzeichen.
Wenn dann die Kulissen zusammengebaut wurden, lief Hans zur Höchstform auf. Ihn prägte ein grosses Verantwortungsbewusstsein bei seiner Arbeit. «Hebe mues es» war sein Leitspruch. Dass er dazu aber mindestens doppelt so viele Schrauben verbaute wie nötig und die Kulissen demzufolge auch doppelt so schwer waren, interessierte Hans nicht. «Hebe mues es».

Die Vorbereitungen für die Bühnenauftritte plante Woly minutiös, nichts wurde dem Zufall überlassen. Seine Frau Nescever schneiderte lange Jahre die Kostüme für Hans und uns Narren und so konnte Hans seine exquisiten Wünsche und Vorstellungen gleich zuhause anbringen. Sie erfüllte ihrem Hans sowieso gerne jeden, auch noch so aufwendigen Kostümwunsch, war sie doch während seiner ganzen Narrenzeit sein grösster Fan. Ihr begeistertes «Mini Hans» aus dem Publikum fehlt uns Narren heute noch. Auch die notwendigen Utensilien zum jeweils aufgeführten Fasnachtsstück baute Woly jeweils selbst. Nicht ohne Selbstzweck, denn er brauchte als Sicherheit und doppelten Boden auf der Bühne immer seine Textpassagen in Papierform. So wurde aus der filigranen Hellebarde eines Schweizergardisten eine übergrosse Monsterwaffe, nur damit der Text auf der Rückseite Platz fand. Keiner von uns war und ist so erfinderisch wie er. Das Publikum machte sich einen Spass daraus, herauszufinden, wo Woly wohl in diesem Jahr seinen Text versteckt hat.
Das «Spicken» tat seiner Bühnenpräsenz aber gar keinen Abbruch, souverän meisterte er seine gelegentlichen Patzer und wurde für seine träfen und markigen Sprüche, seine herzliche und gewinnende Art vom Publikum geliebt.

Vor seinen Auftritten erfolgte immer das gleiche Ritual, er zog sich in seine Garderobenecke inmitten der Kostüme zurück, rezitierte alle seine Texte und konzentrierte sich voll und ganz auf seinen Auftritt. Kein dummer Spruch oder das ewige «föppeln» seiner Narrenkollegen brachte ihn aus seinem Konzept.
Der Höhepunkt eines jeden Narrenabends, oder heute Narren Nightshow, waren für Woly seine Lieder. Immer selbst ausgewählt, immer selbst getextet und immer mit der einzigartigen rauchigen Stimme kräftig vorgetragen. Das Publikum dankte ihm für diese originellen Gesangeinlagen jeweils mit grossem Applaus.

Legendäre Auftritte
Wenn immer es einen «Betrunkenen» zu spielen galt, war die Rollenverteilung schon klar, keiner konnte das so gut wie Woly, zuletzt als Indianer an der Bar des Westernsaloons 2017. Als Katze auf dem Dach im Dialog mit Rolf «Röfe» Uhler, als Buschauffeur im Stadtbus oder als Hausfrau beim Staubsaugen, immer füllte er seine Rollen mit seiner Art und seinem Körper vollständig aus. Sein beachtlicher Bauch hat in vielen Szenen schon Lacher ausgelöst, bevor der Gag draussen war.
Einer der grössten Lacher in seiner Narrenkarriere produzierte Woly, als er als Patient so schwungvoll auf den Zahnarztstuhl hechtete, dass dieser sich rückwärts überschlug und Stuhl wie Narr auf den Bühnenbrettern lagen.
Woly war auch gerne das Ziel unserer Derniérenstreiche, als Affe im Dschungel war der so wichtige Spickzettel auf einer aufblasbaren Banane geklebt. Alle anderen Affen waren mit Stecknadeln ausgerüstet und versuchten während der Nummer auf der Bühne der Banane die Luft rauszulassen. Dank dem Kampf, von dem das Publikum ja nichts mitbekam, bekam die Affengeschichte eine ganz neue Dynamik.

Als staubsaugende Hausfrau vor dem Männersofa, die alle ein Fussballspiel schauten, also per se schon eine brandgefährliche Szene, explodierte in der Derniére der ganze Staubsauger und eine Rauchpetarde tat den Rest um unseren Woly auf der Bühne herauszufordern. Aber wie immer meisterte er die Situation souverän mit einem markigen «jo nu, jetz häts en putzt».
Woly war über lange Jahre der Aktuar von unserer Narrengesellschaft und ein Garant dafür, dass die sonst eher langweiligen Protokolle von Generalversammlungen auch wirklich gelesen werden. Gespickt mit lustigen Bemerkungen endeten sie jeweils mit einem der berühmten Hammerreime. «Mir händ im Restaurant Grüental guet gässe und au gsoffe,
sichs schad, isch au diä Beiz bald nümme offe»

Das Vereinsleben war den Narren in der Vergangenheit immer sehr wichtig und die gemeinsamen Beizenbesuche nach getaner Arbeit oder Proben waren ein fester Bestandteil der Vereinskultur. Für Woly eine gute Gelegenheit sein Glück an den Spielautomaten zu testen. Immer mit 10 Einfränkler bewaffnet, war kein Glückspielautomat sicher vor ihm. Je nach Glücksträhne dauerte es dann mehr oder weniger lang, bis er wieder in der Narrenrunde sass.
Mit Hans «Woly» Wohlrab verlieren wir einen lieben Narrenkollegen, behalten aber dank ihm viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Zeiten. Wir werden Dich und auch Necever in unserem Herzen weitertragen und in den kommenden Narrenjahren sicher oft an Euch denken, wann immer die lustigen Anekdoten aus Eurem reichen Leben im Kreise der Emmishofer Narren erzählt werden.

Emmishofer Narren im Juni 2022